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Dolly Hüther

Was Sie immer schon über Dolly Hüther wissen wollten.

 

 

 

 

 

Wien, Wien nur du allein...

             In Wien, in der Kärntnerstrassen, sagte mein Begleiter: „Willst du einen Kaffee trinken?“, nachdem wir schon über zwei Stunden durch die Strassen Wiens gelaufen, oh nein geschlendert waren, war ich begeistert, denn das CAFE KORB, präsentierte sich noch im alten Wiener Stil, das hatte mich neugierig gemacht. Es war ausgestattet, wie ich diese Cafes aus den alten Wiener Filmen kannte. Zeitungen im sogenannten hölzernen Halter, um die ganze Seite zum Lesen, vor sich zu haben. Viele SchauspielerInnenbilder an den Wänden und die Kellner im Frack oder Smoking. Ja nur Männer. Und der Schmäh? „Bittschön woas wollns trinken?“ Mein Bekannter bestellte für sich einen „Braunen“ und für mich eine „Melange“, wie abgesprochen. Zusätzliche Frage des Bedienenden: „Solls no a Möhlspeiß sei?“ Verneinend plauderten wir weiter, inspizierten das Lokal mit den Augen und konnten uns von dem langen Laufen wunderbar erholen…

            „Wollen wir gehen?“ Auch das wollten wir beide. Er kündigte an: „Ich gehe noch zur Toilette.“ Die Antwort von mir: „Wenn du hoch kommst, gehe ich auch noch.“ Als er die Treppe aus dem Untergeschoß zu mir an den Tisch tritt, warnte er mich: „Da gibt es rechts und links ein Geländer, halte Dich gut fest, damit du nicht stürzt.“ Ich dachte: ‚Wie aufmerksam’ und weiter, ‚aha weil er in Sizilien gestürzt war und dort am Kopf genäht werden musste.’ Ich ging die wirklich enge und steile Stiege wie sie hier heißen, hinunter. Und stehe vor zwei blickdichten Milchglasscheiben. Kein hinweisendes Zeichen oder Emblem, an dem ich erkennen könnte, welches das Kloh für Frauen oder Männer sei. Da ertönte hinter mir eine Frauenstimme, an der Sprache zu identifizieren, es ist eine Deutsche. Sie lachte, sprach mich an und sagte: „Ich verkehre sehr oft hier im Cafe, mein Mann ist Wiener. Darf ich erklären welches das Frauenkloh ist.“ Ich dankte, war froh meine Unkenntnis und mein Erstaunen nicht im Lokal vortragen zu müssen. „Schauen sie auf die rechte Tür, die beiden Bögen symbolisieren eine Scheide, das ist für sie und diesen Strich in der Mitte, mit den beiden ovalen Rundungen auf beiden Seiten rechts und links auf dieser Tür, das muss ich Ihnen jetzt nicht erklären?“ Wir lachten beide aus vollem Herzen. Sie, weil sie es immer und immer wieder einmal erklären musste und ich, weil ich diese Erkennungszeichen nicht kannte, sie aber lustig und fantasievoll fand. Als ich die Treppe hoch gehen wollte, ging ein junger, sehr gut aussehender Mann an mir vorbei, blieb stehen und stutzte. Das Spiel mit dem Erklären hatte mir so gut gefallen, dass ich sagte: „Die beiden Bögen symbolisieren eine Scheide, aus dieser Tür komme ich gerade heraus und das Zeichen mit dem Strich in der Mitte, den beiden Ovalen Rundungen rechts und links, werden sie jetzt selbst erkennen.“ Auch wir lachten. Mich hatte der Hafer gestochen deshalb fügte ich an, allerdings mit einem sehr ernsten Gesicht: „Ich gehe sowieso immer wenn ich in eine mir unbekannte Toilette muss, auch in das von Männern.“ Er war schon halb im Klohraum, kam noch einmal zurück schaute mich skeptisch und fragend mit den Worten an: „Was machen sie in unseren Klohs?“ Prompt folgte meine schon oft geübte Erklärung: „Ich arbeite im Moment an einer Forschungsarbeit.“ Er lies mich vor Erstaunen nicht weiterreden. „Und, was erforschen Sie?“ Ich formulierte indem ich meiner Stimme und meiner Körpersprache Wichtigkeit verlieh, er habe es selbst schon gesehen. Bei großen Veranstaltungen, sei es Oper, Konzert oder andere Events, gibt es vor den Frauentoiletten immer lange Schlangen und einige der Männer die vorbei gehen, lachen sogar. Er bestätigte, dass er auch schon mitgelacht habe, aber meine Erklärung über die Forschung wollte er jetzt genauer wissen. Dafür ging ich mit ihm in die Herrentoilette und zählte ihm die Klohtüren vor: eins, zwei, drei und sagte: „Drüben in den Frauenklohs gibt es auch drei Schüsseln.“ Er meinte: „Und hier ebenfalls drei, ist doch in Ordnung.“ Danach zog ich meine Trumpfkarte aus dem Ärmel: „Was ist denn das hier vor ihnen? Das sind drei Urinierbecken – zusätzliche für Männer, was sagt uns das? Die Architekten wissen anscheinend nicht, dass wir Frauen uns vor unserer Verrichtung, fast ganz ausziehen müssen. Wie geschieht das bei Euch Männern? Reisverschluss oder Knöpfe auf, laufen lassen, schütteln, schließen, Hände waschen und – fertig.“ Oh, ja! Er ist von seiner eigenen Erkenntnis überrascht.“ Bestätigte meine Erklärung, fand sie toll. Inzwischen wollten noch zwei Männer in den Raum und wiesen mich empört aus der Toilette. Beim hinaufsteigen hörte ich die Männer schallend lachen. Ich bin überzeugt, der junge Mann hat diese Story berichtet. Das sah mein Bekannter auch noch an meinen Zügen und fragte: „Was war da soo wichtig, sogar lustig und wieso hat das alles soo lange gedauert. Ich zog meine Jacke an, hängte meine Rucksacktasche um und versprach: „Draußen werde ich Dir alles schildern.“ Von ihm gab es nur noch eine Frage:

„Machst du wirklich eine Forschungsarbeit?“       

 

02.10.2016 Dolly Hüther